Stundenlang wurden Bewerbungsdokumente angefertigt, der Lebenslauf akribisch angepasst und das Anschreiben spezifisch auf die ausgeschriebene Stelle zugeschnitten. Doch dann kommt sie: die Bewerbungsabsage. Entweder prompt nach dem Einreichen, nach dem Vorstellungsgespräch oder nach wochenlangem Warten. Viele Bewerber in der Schweiz kennen diese Situation, denn Absagen auf Bewerbungen sind hierzulande nicht selten.
Dieser Artikel klärt dich über mögliche Absagegründe auf und erklärt, wie du diese in Zukunft vermeidest.
Mögliche Gründe für Absagen auf Bewerbungen
Trotz Feedback der Arbeitgeber bleiben die wahren Gründe für eine Bewerbungsabsage meist verborgen. Folgende Gründe könnten jedoch zu Absagen der Bewerbungen geführt haben:
Bewerbungsabsage Grund 1: Andere Bewerber passten besser
Der wohl häufigste Absagegrund sind andere Bewerber, die aus Sicht der Rekrutierer einen Tick besser zur ausgeschriebenen Stelle passten. Dies kann aufgrund von mehr Erfahrung, besseren fachlichen Qualifikationen, kulturelle Passung oder auch aufgrund von persönlicher Sympathie sein. Auch Überqualifikation kann manchmal problematisch sein. Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass oft kleine Details den Unterschied ausmachen und es in einer anderen Konstellation durchaus anders hätte kommen können.
Bewerbungsabsage Grund 2: Der Zeitpunkt der Bewerbung war unpassend
Manchmal kommt es vor, dass die Stelle zwar noch ausgeschrieben ist und neue Bewerbungen vom System entgegengenommen werden, der Bewerbungsprozess jedoch bereits weit fortgeschritten ist. Wenn einige gute Bewerber bereits in finalen Gesprächen sind, laden Unternehmen oft keine weiteren Kandidaten ein. In solchen Fällen war das Timing des Bewerbungseingangs nicht ideal.
Bewerbungsabsage Grund 3: Die Stelle war in Wahrheit schon vergeben oder existiert gar nicht mehr
Es kommt leider vor, dass gewisse Unternehmen Stellen «pro forma» ausschreiben, weil sie aufgrund interner Regelungen dazu verpflichtet sind. Tatsächlich haben sie jedoch schon einen internen Kandidaten im Auge oder die Entscheidung für eine Besetzung aus dem eigenen Haus ist bereits getroffen. Manchmal werden Stellen ausgeschrieben, aber aufgrund von internen Veränderungen, Budgetkürzungen oder Umstrukturierungen wieder zurückgezogen. In solchen Fällen haben externe Bewerber – unabhängig von ihrer Qualität – nur geringe Chancen auf Erfolg.
Bewerbungsabsage Grund 4: Mangelhafte Qualität der Bewerbung
Selbst wenn das Bewerbungsdossier makellos erscheint, gibt es oft Raum für Verbesserungen. Personalverantwortliche nehmen sich oft weniger als eine Minute Zeit für die Erstbewertung. In dieser kurzen Zeitspanne müssen sie von der Gestaltung des Lebenslaufs überzeugt sein und relevante Informationen rasch erfassen. Im Bewerbungsschreiben sollte auf einer A4-Seite klar herausgestellt werden, warum dich die Stelle interessiert und weshalb du die ideale Besetzung bist. Versetze dich in die Lage eines Rekrutierers, der die ideale Kandidatin oder den idealen Kandidaten im Kopf hat, dich jedoch nicht persönlich kennt und nur auf Grundlage deines Dossiers bewertet.
Bewerbungsabsage Grund 5: Zu hohe Gehaltsvorstellungen
Manche Unternehmen fragen bereits im initialen Bewerbungsprozess über das Bewerbungstool nach den Gehaltsvorstellungen. Bewerbungen, deren Gehaltsvorstellungen ausserhalb des vorgegebenen Budgets des Unternehmens liegen, könnten direkt aussortiert werden. Demzufolge lohnt es sich, sich im Vorfeld über realistische Gehaltsbänder zu informieren.
Bewerbungsabsage Grund 6: Erwartungen im Vorstellungsgespräch nicht erfüllt
Ein Vorstellungsgespräch ist ein kritischer Moment im Bewerbungsprozess. Eine nachfolgende Absage kann signalisieren, dass die initialen Erwartungen des Arbeitgebers nicht erfüllt wurden oder, wie bereits in Grund 1 besprochen, ein anderer Bewerber besser zur Stelle passte. Bewerber haben oft ein intuitives Gefühl darüber, wie das Gespräch verlief. Viele Personalverantwortliche sind zudem bereit, Bewerbern, die nach dem Vorstellungsgespräch eine Absage erhalten, detaillierteres Feedback zu ihrer Bewerbungsabsage zu geben.
Bewerbungsabsage Grund 7: Negative Anmerkungen in Arbeitszeugnissen
Sowohl offensichtliche als auch subtile Hinweise in Arbeitszeugnissen, die auf mangelnde Leistung oder problematisches Verhalten in früheren Anstellungen hindeuten, können eine Rolle bei Bewerbungsabsagen spielen. Obwohl solche Hinweise oft nicht der alleinige Grund für eine Absage sind, können sie in Kombination mit anderen Faktoren das Zünglein an der Waage sein. Mehr zur Entschlüsselung von Codes und Formulierungen in Arbeitszeugnissen findest du in unserem Artikel zum Thema Arbeitszeugnis.
Bewerbungsabsage Grund 8: Mögliche Diskriminierung
Trotz gesetzlicher Verbote kann Diskriminierung aufgrund von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung in der Schweiz leider immer noch ein Grund für Bewerbungsabsagen sein. Das Nachweisen solcher Diskriminierung ist jedoch schwierig. Bei Verdacht auf eine diskriminierende Absage empfehlen wir, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die Organisation humanrights.ch bietet weiterführende Informationen dazu.
Tipps um künftige Absagen auf Bewerbungen zu vermeiden
Folgende Tipps können helfen, Absagen künftiger Bewerbungen zu vermeiden:
Tipp 1: Durchhaltevermögen im Bewerbungsprozess zeigen
Bewerben kann sich wie ein Marathon anfühlen. Es ist normal, dass selbst top qualifizierte Kandidaten nicht immer gleich Erfolg haben. Anstatt dich auf eine Stelle zu fixieren, versende parallel mehrere Bewerbungen. Dies erhöht deine Chancen. Denk daran: Absagen sind immer unangenehm und viele nehmen es persönlich. Wie du bei den oben aufgeführten Bewerbungsabsage-Gründen gelernt hast, sind oft die Umstände das Problem und nicht deine Qualitäten. Mit jeder Absage kommst du dem richtigen Job näher. Bleib optimistisch und zeige Durchhaltevermögen – deine Hartnäckigkeit wird belohnt.
Tipp 2: Stelleninserate schnell finden und sofort bewerben
Viele offene Positionen werden nie öffentlich ausgeschrieben, sondern über persönliche Netzwerke besetzt. Für Unternehmen bedeutet dies Effizienz und Kosteneinsparungen. Erweitere also deinen Horizont: Sprich mit Bekannten, auch entfernten, über deine Jobsuche. Oft sind es gerade die weniger engen Kontakte, die wertvolle Vermittlungen bieten. Viele Firmen belohnen sogar Mitarbeiter für erfolgreiche Empfehlungen. Doch auch mit einem Insider-Tipp musst du im Vorstellungsgespräch überzeugen. Präsentiere dich also professionell und sei immer gut vorbereitet. In unserem Artikel zum Thema Jobsuche in der Schweiz findest du nützliche Tipps dazu.
Tipp 3: Bewerbungen mit Wow-Effekt einreichen
Stelle dir eine Personalverantwortliche vor, die einen Stapel Bewerbungen abarbeiten muss und jedes Dossier nur wenige Sekunden lang überfliegt. Leg deinen Lebenslauf und die Stellenausschreibung nebeneinander: Springen die im Stellenprofil geforderten Qualifikationen sofort ins Auge und beeindruckt dein CV mit einem modernen Design? Wenn nicht, optimiere deinen Lebenslauf (Tipps dazu in unserem Artikel zum Lebenslauf in der Schweiz). Schau dir danach dein Bewerbungsschreiben nochmals genau an. Ist es natürlich formuliert, interessant und ist auf einer A4-Seite auf den Punkt gebracht, warum dich die Stelle interessiert und du die richtige Person dafür bist? Falls nein, verbessere dein Anschreiben (Tipps dazu in unserem Artikel zum Anschreiben zur Bewerbung). Eine individuelle Bewerbung hebt dich von der Masse ab. Du willst deine Bewerbungsdokumente professionell erstellen oder prüfen lassen, um dich in Zukunft stressfrei und erfolgreich zu bewerben? Besuche unsere Seite zu Bewerbung schreiben lassen und Bewerbungscheck.
Tipp 4: Gezielte Selbstreflexion: Absagen vermeiden durch die richtige Stellenauswahl
Es ist entscheidend, sich selbst zu hinterfragen: Passt meine Qualifikation wirklich zur ausgeschriebenen Stelle? Bin ich möglicherweise unter- oder sogar überqualifiziert? Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen könnten mir im Vergleich zu anderen Bewerbern fehlen? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt in meiner beruflichen Laufbahn, um diesen Schritt zu wagen? Und nicht zuletzt: Ist meine Motivation wirklich authentisch und stelle ich mir diese Position langfristig in meinem Lebensweg vor? Durch eine ehrliche Selbstreflexion kannst du besser einschätzen, ob du dich direkt auf solche Stellen bewerben solltest oder ob Zwischenschritte wie zusätzliche Erfahrungen, Weiterbildungen oder Praktika erst noch nötig sind.
Tipp 5: Feedback einholen, aus Absagen lernen und sich Türen offenlassen
Absagen auf Bewerbungen können entmutigen, bieten jedoch eine Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung und zur Positionierung für künftige Chancen im Unternehmen. Auch wenn Unternehmen die genaue Absageursache oft nicht kommunizieren, ist es lohnend, höflich und unaufdringlich nach Feedback zu fragen. Unterstreiche dein Interesse an konstruktiver Kritik, um dich weiterzuentwickeln. Am Ende des Gesprächs kannst du deine anhaltende Verbundenheit zum Unternehmen betonen und bei passender Gelegenheit deine erneute Bewerbungsabsicht signalisieren. Zögere nicht, direkt nach anderen passenden Stellen zu fragen. Dies zeigt nicht nur deine Bereitschaft zur Weiterentwicklung, sondern könnte auch neue Türen öffnen.