Vorstellungsgespräch in der Schweiz meistern: Die besten Vorbereitungstipps und häufig gestellte Fragen im Bewerbungsgespräch

von Matteo
person die vorstellungsgespräch in der schweiz führt

Wenn du nach deiner Bewerbung zum Bewerbungsgespräch (auch Vorstellungsgespräch genannt) eingeladen wirst, hast du bereits einen ersten grossen Erfolg erzielt. Rekrutierer laden nur Bewerber zum Vorstellungsgespräch ein, die sie ernsthaft für den Job in Betracht ziehen. Dennoch ist zu diesem kritischen Zeitpunkt noch nichts gewonnen, vieles kann schiefgehen und Nervosität ist oft eine Herausforderung. In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst, um dich optimal auf ein Bewerbungsgespräch in der Schweiz vorzubereiten, damit du die besten Chancen hast, den Job zu bekommen.

Bewerbungsgespräch bzw. Vorstellungsgespräch – Definition und Ziele

Ein Bewerbungs- oder Vorstellungsgespräch ist ein persönlicher Austausch zwischen Bewerber und Rekrutierern des potenziellen Arbeitgebers. Auf Grundlage der schriftlichen Bewerbung eingeladen, dient das Gespräch dem gegenseitigen Kennenlernen, der Vertiefung von Aspekten der Bewerbung, der Klärung offener Fragen und dem Testen der Kompatibilität. Der Rekrutierungsprozess kann je nach Unternehmen und Position stark variieren. Höhere Qualifikationen führen oft zu umfangreicheren Prozessen mit mehr Gesprächen und Assessments. In der Schweiz gibt es meist mindestens zwei Vorstellungsgespräche bis zur finalen Entscheidung. Das erste Gespräch konzentriert sich auf das Kennenlernen, persönliche und fachliche Fragen, Motivation und Stellenbeschreibung. Folgegespräche vertiefen fachliche Aspekte, stellen weitere Kontakte her und klären administrative Details wie Gehalt, Arbeitsbedingungen und möglichen Stellenantritt. Diese Angaben sind jedoch Richtwerte und können variieren.

Ablauf des ersten Bewerbungsgesprächs

Das erste Bewerbungs- bzw. Vorstellungsgespräch dauert in den allermeisten Fällen zwischen 30 und 60 Minuten und hat folgenden Ablauf:

1 Begrüssung, Empfang und Smalltalk – Bei physischen Gesprächen meldest du dich am Empfang an und wirst von einer rekrutierenden Person (meist HR) abgeholt. Auf dem Weg zum Sitzungszimmer gibt es Smalltalk, den du als Gesprächsbestandteil betrachten solltest. Vermeide negative Bemerkungen und überschwänglichen Humor. Im Sitzungszimmer nimmst du Platz und richtest dich ein (z.B. Mappe und Schreibblock bereitlegen). Falls dir ein Glas Wasser offeriert wird, nimm das Angebot an.

2 Vorstellungsrunde – Nach einem Handshake stellen sich alle Teilnehmer vor. Oft beginnt die HR-Person mit einer Frage zu deinem beruflichen Werdegang oder zur Bewerbungsmotivation. Diese Fragen bauen dann gleich die Brücke zum nächsten Gesprächsabschnitt

3 Personenbezogene Fragen – Normalerweise fragt an dieser Stelle die HR-Vertretung nach persönlichen Themen wie Stärken, Schwächen, Zukunftsplänen, Beispiele zum Umgang mit Stresssituationen in Vergangenheit oder was dir persönlich wichtig ist im Leben. Vielen Leuten sind diese Fragen unangenehm aber letztendlich wollen dich die Personaler damit aus der Reserve locken und erfahren, wie du tickst und was deine Motivation ist. Dabei wird auch dein Wissen über das Unternehmen und die Stelle geprüft. Unten im Abschnitt zu den häufigsten Persönlichkeitsfragen in Bewerbungsgesprächen findest du mehr Vorbereitungstipps dazu.

4 Fachliche Fragen – Der potenzielle zukünftige Vorgesetzte stellt an dieser Stelle die fach- und berufsbezogenen Fragen, um dein Fachwissen und deine Eignung zu prüfen. Oft werden dabei Fragen zu Aufgaben in vergangenen Stellen oder zu Projekten gestellt. Nicht selten kommen auch konkrete Rückfragen zu Informationen, die du in deinen Bewerbungsunterlagen aufgeführt hast. Auch kleinere Fallstudien oder Knobelaufgaben (sogenannte «Brain Teaser») können vorkommen. Unten im Abschnitt zu den Fachfragen in Bewerbungsgesprächen findest du mehr Vorbereitungstipps dazu.

5 Vorstellung der Stelle und des Unternehmens – Das Vorstellungsgespräch geht immer in beide Richtungen und so will sich der potenzielle Arbeitgeber auch bei dir attraktiv positionieren. Dafür erklären dir in diesem Abschnitt die Rekrutierer das Unternehmen und die Stelle. Höre aufmerksam zu und stelle im Anschluss sinnvolle Fragen.

6 Rückfragen des Bewerbers an Rekrutierer – Selbstverständlich wird beim Vorstellungsgespräch auch dir als Bewerber die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen. Nutze die Gelegenheit, um Motivation und Interesse zu zeigen. Unterbreche die Rekrutierenden aber nicht und stelle Rückfragen erst, wenn du dazu aufgefordert wirst. Unten im Abschnitt zu den Rückfragen als Bewerber findest du mehr Vorbereitungstipps dazu.

7 Fragen zur Lohnvorstellung und anderer Bewerbungen – Im ersten Gespräch wird das Thema Lohn nur am Rande angesprochen. Gegen Ende des Gesprächs wird der Bewerber oft nach den Lohnvorstellungen gefragt, welche dann erstmal kommentarlos zur Kenntnis genommen werden. Gib dabei eine Spanne und nicht eine einzelne Zahl an. Ebenfalls wird meist nach dem Status anderer Bewerbungen gefragt, vor allem ob du dich bald entscheiden musst. Wenn du bei einer anderen Bewerbung unmittelbar vor Abschluss stehst, kannst du das der Fairness halber erwähnen, ansonsten solltest du dir aber nicht in die Karten blicken lassen. Erwähne lediglich, dass du dich auch bei anderen Unternehmen, dessen Namen du nicht nennst, beworben hast und erste Gespräche geführt wurden.

8 Abschluss, nächste Schritte und Verabschiedung – Zum Schluss erklären die Rekrutierenden nächste Schritte, mögliche Folgetermine und den Zeitraum. Der Rekrutierungsprozess kann bei grösseren Unternehmen mehrere Wochen oder Monate dauern. Meistens werden die Rekrutierer innert einer benannten Frist ein Feedback per E-Mail einfordern, in dem du als Bewerber gebeten wirst zu melden, ob du weiterhin Interesse an der Stelle hast oder nicht (im Abschnitt zur Nachbereitung findest du Tipps dazu). Nach der Verabschiedung begleitet dich jemand zum Ausgang, wobei erneut Smalltalk stattfindet und du wieder nur über positive Dinge sprechen solltest.

begrüssung zum bewerbungsgespräch oder vorstellungsgespräch

Teilnehmer am Vorstellungsgespräch und ihre Rollen

Neben dir als Bewerber oder Bewerberin nehmen auch die rekrutierenden Personen des Unternehmens am Bewerbungsgespräch teil. Die Zusammensetzung der Teilnehmer variiert je nach Unternehmensgrösse und Stelle. Bei mittleren bis grossen Unternehmen in der Schweiz sind in der Regel folgende Personen beteiligt:

Person aus der Personalabteilung bzw. HR – Die HR-Vertretung hat meist die Erstauswahl durchgeführt und unterstützt den Fachbereich bei der Sicherstellung eines professionellen und einheitlichen Bewerbungsprozesses. Diese Person konzentriert sich bei den Fragen eher auf deine Persönlichkeit und Motivation und überlässt die fachlichen Fragen den anderen Teilnehmern. Beachte, dass die HR-Vertretung zwar eine Beurteilung über dich als Bewerber abgibt, die Entscheidung jedoch in der Regel von den anderen teilnehmenden Personen getroffen wird.

Potenzieller künftiger Vorgesetzter aus dem Fachbereich – Potenzieller künftiger Vorgesetzter aus dem Fachbereich – Die Person, die bei einer Einstellung dein zukünftiger Vorgesetzter sein wird, legt den Fokus meist auf die fachlichen Aspekte. Sie prüft, ob du aufgrund deiner Erfahrungen und Kenntnisse die richtige Person für den Job bist und stellt entsprechende Fragen. Diese Person gilt es besonders zu beeindrucken, denn sie hat in der Regel das letzte Wort hinsichtlich deiner Einstellung.

Teammitglieder, Fachexperten und/oder nächsthöherer Vorgesetzter – Manchmal nehmen am Bewerbungsgespräch auch eine dritte, selten eine vierte Person teil. Meistens handelt es sich dabei entweder um Teammitglieder mit speziellem Fachwissen, das dem Vorgesetzten fehlt, oder um den nächsthöheren Vorgesetzten, der bei Folgegesprächen oft anwesend ist. Auch diese Personen konzentrieren sich in der Regel primär auf fachliche Aspekte.

Optimale Vorbereitung für das Bewerbungsgespräch

Eine gründliche Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch erhöht deine Erfolgschancen und hilft dir, besser mit Nervosität umzugehen. In den folgenden Abschnitten erfährst du alles Wichtige zur richtigen Vorbereitung.

Recherchiere zum Unternehmen

Bei einem Vorstellungsgespräch ist es entscheidend, dass du als Bewerber deine Motivation, dein Engagement und die Ernsthaftigkeit deiner Bewerbung zeigst. Ein guter Ansatz besteht darin, dich intensiv mit dem Unternehmen und der Stelle auseinanderzusetzen und dies im Gespräch dezent aufzuzeigen. Zum Beispiel solltest du immer die «Über uns»- und gegebenenfalls die «Produkte und Dienstleistungen»-Abschnitte der Unternehmenswebsite genau studieren. Dort findest du in der Regel Informationen zum Leitbild und den Werten des Unternehmens, zu erfolgreichen Projekten oder aktuellen strategischen Initiativen wie Digitalisierung oder Ähnlichem. Ist es ein öffentliches Unternehmen, kannst du auch den letzten Geschäftsbericht einsehen und dir einen Überblick über die wichtigsten finanziellen Kennzahlen sowie Rück- und Ausblicke verschaffen. Ein Blick in die Medien ist ebenfalls ratsam. Kritische oder heikle Berichterstattung über das Unternehmen sollte im Vorstellungsgespräch jedoch nicht angesprochen werden.

Recherchiere zur Stelle

Schliesslich solltest du, insbesondere wenn du noch neu in dem Bereich bist, auch die Stelle genauer recherchieren. Finde heraus, welche Herausforderungen das Unternehmen in diesem Bereich hat, wie viele Personen daran arbeiten und wie du helfen kannst. Mit weniger als 30 Minuten Google-Recherche kannst du oft genug herausfinden, um im Bewerbungsgespräch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Lerne jedoch keine Fakten blind auswendig, sondern lies die Informationen aufmerksam, stelle sicher, dass du sie verstanden hast. Deine wichtigsten Erkenntnisse solltest du dir in Stichworten auf einem Schreibblock notieren.

schweizer bewerber am bewerbungsgespräch

Vorbereitung auf Fragen zur Persönlichkeit

Mit Fragen zu deiner Persönlichkeit möchten die Personalverantwortlichen deinen Charakter, deine Motivation und deine Arbeits- und Verhaltensweisen kennenlernen. Natürlich gibt es unzählige Fragen, die ein Personaler stellen könnte, aber die folgenden Fragen (oder Varianten davon) sind am häufigsten und du solltest bereits vor dem Gespräch eine Antwort darauf im Hinterkopf haben:

Fragen zu Charakter und Selbstreflexion:

  • Wie würden Menschen aus Ihrem Umfeld Sie als Person beschreiben?
  • Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
  • Was ist Ihr bisher grösster beruflicher Erfolg und Ihre grösste Niederlage? Wie sieht es in Ihrem Privatleben aus?
  • Worauf legen Sie Wert, um Ihren Mitmenschen vertrauen zu können?
  • Was war die grösste Herausforderung, die Sie kürzlich meistern mussten, und wie sind Sie damit umgegangen?

Fragen zu Motivation und Ziele:

  • Warum möchten Sie als XYZ für unser Unternehmen arbeiten und nicht für ein anderes?
  • Welche Aufgaben motivieren Sie und welche weniger?
  • Was sind Ihre mittel- und langfristigen Karriereziele?
  • Warum streben Sie genau jetzt einen Stellenwechsel an?

Fragen zu Arbeitsweise und Verhaltensweise:

  • Beschreiben Sie eine Situation aus Ihrer früheren beruflichen Tätigkeit, die Sie gestresst hat. Wie sind Sie damit umgegangen?
  • Was erwarten Sie von einem Vorgesetzten/Arbeitgeber?
  • Wie gehen Sie mit Kritik/Abweisung um?
  • Wie gehen Sie mit Konflikten im Arbeitsalltag um? Können Sie ein Beispiel aus der Vergangenheit beschreiben?
  • Wie stehen Sie Veränderung gegenüber?
ernste bewerberin am vorstellungsgespräch

Es gibt keine universell richtigen Antworten auf diese Fragen, da sie je nach Person und Stelle sehr unterschiedlich sein können. Bei der Vorbereitung der Antworten solltest du jedoch die folgenden Punkte beachten:

Ehrlich, aber taktisch klug – Beantworte die Fragen ehrlich, denn erfahrene Personaler entlarven Unwahrheiten schnell durch gezieltes Nachhaken. Verschweige jedoch andererseits Dinge, die die Rekrutierenden davon abhalten könnten, dich einzustellen. Letztendlich solltest du mit den Antworten auf diese Persönlichkeitsfragen zeigen, dass du dich selbst richtig einschätzen kannst und an dir arbeitest.

Wenn möglich, im Kontext der Stelle – Bedenke, dass Vorstellungsgespräche keine Therapiesitzungen sind, in denen ein Psychologe deine Persönlichkeit analysieren soll. Es geht um gegenseitiges Kennenlernen und die Klärung der Eignung für eine Stelle. Deshalb solltest du, wenn immer möglich, deine Antworten auf die Stelle beziehen. Gewisse Charakterzüge sind für die einen Stellen eine Stärke, für andere aber eine Schwäche. Achte deshalb bei der Vorbereitung deiner Antworten stets auf die Stimmigkeit mit der Stelle.

Mit Beispielen argumentieren – Personalverantwortliche schätzen es, wenn Dinge anhand von realen Beispielen aus der Vergangenheit erklärt werden. Überlege dir also für jede Antwort auf diese Persönlichkeitsfragen ein konkretes Beispiel aus deinem Leben. Idealerweise aus dem Berufsleben, aber es kann auch aus dem Privatleben sein (z.B. aus Vereinstätigkeiten).

Lieber keine Antwort als eine schlechte – Auch wenn du dich sehr gut vorbereitest, wirst du nie auf jede Art von Frage eine Antwort bereit haben. Überlege dir deshalb, was du sagen könntest, falls du etwas wirklich nicht beantworten kannst oder willst. Eine Möglichkeit wäre zu sagen: «Ich weiss es nicht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.» Natürlich kannst du das nicht bei jeder zweiten Frage sagen, aber ein- oder zweimal wird das vermutlich akzeptiert. Wenn der Personalverantwortliche dennoch auf eine Antwort besteht, solltest du auf keinen Fall eine schlecht improvisierte Antwort geben, die Verwirrung stiftet. Gegebenenfalls könntest du anfangen, laut darüber nachzudenken, welche Überlegungen du anstellen müsstest, um die Frage zu beantworten. Diese Situation wird jedoch selten eintreten.

Ernst nehmen, aber gelassen bleiben – Persönlichkeitsfragen in Vorstellungsgesprächen können für manche etwas unangenehm sein, und Menschen gehen unterschiedlich damit um. Einige plaudern wie ein Wasserfall, andere bekommen kaum ein Wort heraus, und wieder andere ziehen die Frage ins Lächerliche. Vor allem Letzteres solltest du vermeiden, da dies als mangelndes Interesse und arrogante Haltung interpretiert werden könnte. Natürlich sind in bestimmten Situationen Humor und Selbstironie auch angebracht, dennoch solltest du es ernst nehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen und Ruhe zu bewahren, wenn mal etwas schiefgeht.

Nicht auswendig lernen, sondern natürlich wirken – Authentisch sein ist bei Vorstellungsgesprächen wichtiger als roboterhaft perfekte Antworten herunterzubeten. Lerne deshalb nicht ganze Sätze auswendig, sondern notiere dir während der Vorbereitung einige Stichworte, die du vor dem Bewerbungsgespräch ein paar Mal durchlesen kannst. Damit bist du bereits besser vorbereitet als die meisten Bewerber in der Schweiz.

fallstudie erklärung am bewerbungsgespräch

Vorbereitung auf fachbezogene Fragen

Mit fachbezogenen Fragen möchten Rekrutierer herausfinden, wie gut deine relevanten Fachkenntnisse für die Stelle sind und wie intensiv du dich mit der Stelle und dem Unternehmen auseinandergesetzt hast. Im zweiten Vorstellungsgespräch liegt der Fokus stärker auf diesen fachlichen Fragen. Sie können jedoch auch schon im ersten Vorstellungsgespräch gestellt werden. Es gibt keine endgültige Auswahl an Fragen, aber sie sehen meistens so aus:

Fragen zur beruflichen Vergangenheit:

  • Können Sie mir das Thema Ihrer Bachelor-/Master-Arbeit erklären? Was war Ihr Beitrag zur Forschung?
  • Erzählen Sie mir von Ihrem vergangenen Projekt XYZ bei Arbeitgeber ABC.

Fragen zum Unternehmen / zur Stelle:

  • Was sind typische Eigenschaften unseres Unternehmens/unserer Kunden/unserer Produkte/unserer Mitbewerber? Was zeichnet uns/sie aus?
  • Welche Herausforderungen sehen Sie in unserem Unternehmen/Bereich/Abteilung, und wie können Sie uns dabei unterstützen?
  • Was sind Trends in unserer Branche? Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus für unser Unternehmen?
  • Was wissen Sie über die Strategie unseres Unternehmens?

Rückfragen zu Aussagen in deinem Anschreiben oder Lebenslauf:

In diesem Zusammenhang werden oft Rückfragen zu Aussagen im Bewerbungsschreiben oder Informationen deines Lebenslaufs (z.B. zu aufgelisteten Haupttätigkeiten) gestellt. Schau dir vor dem Bewerbungsgespräch also deine eingereichten Bewerbungsdokumente nochmals an und überlege, welche Fragen ein Rekrutierer dazu stellen könnte.

Fallstudien oder Brain teaser:

Abhängig von Beruf und Stelle werden manchmal schon im ersten Vorstellungsgespräch Fallstudien oder Knobelaufgaben (sogenannte «Brain teaser») gestellt. Eine Fallstudie ist praxisbezogen und meist eine echte Aufgabenstellung aus der Vergangenheit. Brain teaser sind abstrakter und oft mathematischer Natur, wie zum Beispiel «Wie viele Smarties passen in einen Smart?». Beide Aufgabentypen testen, wie du an eine Problemstellung herangehst und sie löst. Oft zeigen sie gut, wie du die Brücke von Theorie zur Praxis schlagen, unter Stress arbeiten und Ergebnisse kommunizieren kannst. Bei manchen Berufen (z.B. IT oder Kreativ-Berufe) erhält man manchmal eine Fallstudie ein paar Tage vor dem Gespräch zur Vorbereitung und muss sie dann präsentieren.

bewerber der fallstudie löst am vorstellungsgespräch

Auch wenn es keine universell korrekten Antworten auf diese Fragen gibt und diese stark zwischen Branchen, Unternehmen und Berufen variieren können, solltest du bei der Vorbereitung folgende Punkte beachten:

Antworten immer begründen – Zeige auf, wie du zum Ergebnis gekommen bist. Das Wichtigste für Rekrutierer ist, dich und deine Denk- und Arbeitsweise kennenzulernen. Auch eine gut begründete falsche Lösung kann positiv wirken.

Üben statt lernen – Informationen zum Unternehmen oder zur Stelle lassen sich gut recherchieren und lernen, bei Fallstudien und Brain teasern ist das nicht direkt möglich. Übe deshalb in den Wochen vor dem Vorstellungsgespräch immer wieder solche Arten von Aufgaben und präsentiere sie eventuell vor Freunden oder Familie. Alternativ kannst du auch professionelle Bewerbungscoaches in Anspruch nehmen.

Mache deine Hausaufgaben und kenne dich aus – Sorge dafür, dass du dich gut in deinem Beruf und der Branche auskennst. Falls nötig, recherchiere die Trends in deinem Tätigkeitsbereich und/oder Branche. Recherchiere gut zum Unternehmen und versuche entsprechende Verbindungen herzustellen. Du kannst auch versuchen, die Personen, die wahrscheinlich in der Abteilung deiner gewünschten Stelle arbeiten, auf LinkedIn zu recherchieren und zu lesen, welche Inhalte sie teilen. So kannst du oft herausfinden, womit sie sich beschäftigen.

Vorbereitung deiner Rückfragen und Fragen an die Rekrutierer

Das Sprichwort «Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten» trifft im Kontext von Vorstellungsgesprächen nicht ganz zu. Mit den richtigen Rückfragen kannst du einen sehr guten Eindruck hinterlassen, aber mit den falschen Fragen auch viel verlieren.

Die besten Rückfragen sind solche, die deine Neugier, dein Engagement und deine Leidenschaft für die Position und das Unternehmen zeigen. Weiterhin können auch Fragen sinnvoll sein, die aufzeigen, dass du dir gute Gedanken gemacht hast und die richtigen Schlüsse ziehst. Beispiele dafür sind:

  • Warum ist die Stelle vakant? Neuschaffung oder Ersatz? Was ist mit dem Vorgänger passiert?
  • Was sind die Erwartungen des Vorgesetzten für das erste halbe Jahr? Worauf legen Sie Wert?
  • Wie sieht der typische Karriereweg für jemanden in dieser Position aus?
  • Wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?
  • Wie gestaltet sich der Onboarding-Prozess für neue Mitarbeitende?
interviewerin am bewerbungsgespräch

Schlechte Rückfragen sind solche, die mangelndes Interesse/Aufmerksamkeit, unzureichende Vorbereitung oder Fokus auf persönliche Vorteile statt auf die Position und das Unternehmen zeigen. Auch unpassende Fragen, die für die Rekrutierer unangenehm sein könnten, sind schlecht. Solche Fragen können einen negativen Eindruck hinterlassen, deine Chancen auf den Job beeinträchtigen und sollten daher vermieden werden. Beispiele dafür sind:

  • Wie viel verdiene ich?
    (Fragen zu Gehalt oder Vergütung sollten erst gestellt werden, wenn das Thema vonseiten des Arbeitgebers angesprochen wird oder ein Angebot vorliegt.)
  • Wie viele Urlaubstage bekomme ich? Was gibt es für Vergünstigungen?
    (Fragen zu Urlaub oder anderen Vergünstigungen können den Eindruck erwecken, dass du mehr an den Vorteilen als an der Arbeit selbst interessiert bist.)
  • Wofür ist Ihr Unternehmen / Ihre Abteilung nochmals zuständig?
    (Diese Frage zeigt, dass du deine Hausaufgaben nicht gemacht hast und wenig Interesse an der Firma und der Stelle hast.)
  • Wie oft kann ich von zu Hause aus arbeiten?
    (Obwohl Remote-Arbeit ein berechtigtes Thema ist, kann diese Frage den Eindruck erwecken, dass du weniger motiviert bist, ins Büro zu kommen. Du kannst diese Frage indirekt stellen, indem du nach dem genauen Arbeitsort fragst)
  • Gibt es viele Überstunden?
    (Eine solche Frage kann den Eindruck erwecken, dass du nicht bereit bist, bei Bedarf zusätzliche Arbeitszeit zu leisten.)
  • Wann kann ich eine Beförderung erwarten?
    (Eine solche Frage kann als arrogant oder ungeduldig wahrgenommen werden. Es ist besser, sich auf den Karriereweg und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu konzentrieren als direkt die Beförderung anzusprechen.)
  • Wie gut habe ich mich bisher geschlagen? Wie waren die Mitbewerber? (Diese Frage wirkt aufdringlich und zeigt wenig Verständnis für den Einstellungsprozess. Personalverantwortliche empfinden solche Fragen oft als unangemessen oder unprofessionell.)
selbstsichere bewerberin am vorstellungsgespräch in der schweiz

Richtiges Verhalten am Bewerbungsgespräch für besten Eindruck

Die Grundlegendsten Verhaltensregeln dürften den meisten Leuten klar sein, folgende Aspekte sind bei Vorstellungsgesprächen in der Schweiz jedoch wichtig zu beachten:

Pünktlich aber nicht zu früh

Sei pünktlich, aber vermeide es, zu früh aufzutauchen. 5 Minuten vor dem Termin ist optimal. So vermeidest du, die Rekrutierer unnötig zu stressen, falls sie noch in einer Besprechung oder Mittagspause sind.

Kleidung: Professionell aber am Unternehmen angepasst

Trage professionelle Kleidung, die zum Unternehmen passt. Lieber etwas overdressed erscheinen, als underdressed. Das signalisiert Seriosität und Respekt.

Ansprache per Du oder Sie? Lass die Rekrutierer wählen

Bei der Ansprache, orientiere dich am Unternehmen und Beruf. Meist ist das Vorstellungsgespräch formell und man siezt sich. Bei konsequenter Du-Kultur im Unternehmen, folge dieser Regel und passe dich an, falls das «Du» angeboten wird.

Mimik und Gestik: Freundlich und respektvoll

Zeige Freundlichkeit, Lächeln und eine offene Körperhaltung. Achte auf Blickkontakt, kräftigen Handschlag und angemessene Lautstärke beim Sprechen.

Antworten: Auf den Punkt gebracht

Gib präzise und kurze Antworten, ohne belanglos zu plaudern. Zeige Interesse und Engagement, aber wirke nicht wie ein Roboter.

Auftreten: Selbstbewusst aber nicht zu dominant

Sei selbstsicher, aber nicht dominant. Lass den Rekrutierer die Gesprächsführung behalten und versuche sympathisch zu wirken. Zeige deine Bereitschaft, zuzuhören und zu lernen.

Keine Negativität

Vermeide negative Äusserungen, Kritik an früheren Arbeitgebern und Kollegen oder unangemessene Witze. Bleibe professionell und respektvoll. Konzentriere dich auf deine Stärken und Erfolge und bewahre eine positive Haltung.

Heikle Themen: besser ausweichen als schlechte Antworten geben

Umgehe heikle politische Themen oder schlechte Presse des Unternehmens. Bei persönlichen Fragen wie Schwangerschaft, Kinder, Umzug, Vorbestrafung, Familienplanung, sexuelle Orientierung oder Religion antworte diplomatisch und ausweichend, um Unbehagen zu vermeiden.

Auch Auftreten soll vorbereitet wirken

Habe Schreibblock oder iPad dabei und notiere dir sinnvolle Informationen. Bring ausgedruckte Exemplare von Lebenslauf und Bewerbungsschreiben mit, auch wenn sie vielleicht nicht benötigt werden. So zeigst du deine Organisationsfähigkeit und Professionalität.

nachbereitung des bewerbungsgesprächs

Nachbereitung des Bewerbungsgesprächs und Folgegespräche

Feedback nach dem Gespräch

Es ist empfehlenswert, innerhalb von 24 Stunden nach dem Gespräch eine kurze Dankes-E-Mail an die Interviewer zu schicken. Bedanke dich für die Zeit, die sie sich genommen haben, und betone nochmals dein Interesse an der Position. Halte dich aber kurz. Diese Geste zeigt Professionalität und hinterlässt einen positiven Eindruck. Oft wirst du auch bei Gesprächsabschluss direkt darum gebeten.

Selbstreflexion

Nachdem das Gespräch vorbei ist, nimm dir etwas Zeit, um darüber nachzudenken, wie es gelaufen ist. Überlege, welche Fragen gut beantwortet wurden und bei welchen es eventuell Verbesserungspotential gibt. Diese Erkenntnisse können dir bei zukünftigen Vorstellungsgesprächen helfen.

Fazit und Zusammenfassung

Zusammenfassend ist es wichtig, dass du dich gut auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitest. Dies umfasst die Vorbereitung auf mögliche Fragen, die Vorbereitung eigener Rückfragen und die Recherche über das Unternehmen und die Branche. Versuche, authentisch und interessiert aufzutreten und stelle Fragen, die dein Engagement und deine Leidenschaft für die Position und das Unternehmen unterstreichen. Vermeide Fragen, die unangemessen oder auf persönliche Vorteile fokussiert wirken könnten. Mit der richtigen Vorbereitung und einem guten Gespür für das Vorstellungsgespräch erhöhst du deine Chancen auf Erfolg im Bewerbungsprozess.

handshake am bewerbungsgespräch

Links und weiterführende Informationen

Vorstellungsgespräch: Liste mit weiteren Beispiele für 100 Fragen und möglichen Antworten bei Vorstellungsgesprächen.

Bewerbung: Alle Informationen dazu findest du in unseren Artikeln zu Richtig Bewerben in der Schweiz, Lebenslauf in der Schweiz und Anschreiben zur Bewerbung in der Schweiz.

Bewerbungsdienstleistungen: Alle Informationen zu Bewerbung schreiben lassen, Bewerbung prüfen lassen und Arbeitszeugnis prüfen lassen von perfectjob.ch

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