Genau wie die meisten Arbeitgeber mehrere Bewerber prüfen, bewerben sich auch Arbeitnehmer gleichzeitig auf verschiedene Stellen. Dies kann für Bewerber zu einer Herausforderung werden, da die Erfolgschancen auch zum Ende noch schwer einschätzbar sein können, die Rekrutierungsprozesse der unterschiedlichen Unternehmen zeitlich meistens nicht synchron laufen, und man sich als Bewerber einerseits grösstmögliche Flexibilität und Handlungsfreiheit wünscht, ohne sich andererseits Optionen zu verbauen.
Die letzten Schritte im Bewerbungsprozess können entscheidend sein, und die folgenden Tipps könnten dir in solchen Situationen helfen.
Feedback: transparent sein aber nicht in die Karten blicken lassen
Als Bewerber wird man meistens zu verschiedenen Zeitpunkten im Bewerbungsprozess nach anderen offenen Bewerbungen und deren Status gefragt. Unternehmen wollen damit herausfinden, wie schnell sie sich entscheiden müssten. Sei in dieser Hinsicht offen und teile mit, ob und in welcher Phase du in anderen Bewerbungsprozessen bzw. Rekrutierungsprozessen steckst. Halte dich gleichzeitig jedoch bedeckt und vermeide es, konkrete Namen von Arbeitgebern oder andere Details preiszugeben.
Erkundige dich in diesem Zusammenhang auch beim Unternehmen zum Stand des Rekrutierungsprozesses und frage nach, bis wann du mit einer Rückmeldung oder nächsten Schritten rechnen kannst. Dies ist wichtig, da sich Rekrutierungsprozesse oft über mehrere Wochen erstrecken können.
Entscheidungen treffen: Druck ausüben, Verzögerungstaktiken anwenden, priorisieren und Risiken eingehen
Nach jedem Schritt im Bewerbungs- bzw. Rekrutierungsprozess (z.B. nach dem ersten Vorstellungsgespräch, Assessment oder zweiten Vorstellungsgespräch) entscheiden sich je Arbeitgeber und Bewerber, ob weiterhin Interesse besteht und der Prozess fortgesetzt werden soll oder nicht. Selbstverständlich sollte man als Bewerber so lange im Rennen bleiben, bis ein Arbeitsvertrag unterzeichnet ist.
Da die Rekrutierungsprozesse bei verschiedenen Bewerbungen oft nicht synchron verlaufen und Bewerber in der Regel eine bestimmte Stelle bevorzugen, kann es vorkommen, dass man ein Jobangebot erhält, während man eigentlich eine andere Stelle bevorzugen würde. Von dieser hat man aber noch kein Feedback erhalten. In solch einem Fall solltest du versuchen, das eine Unternehmen hinzuhalten, während du beim anderen nachhakst und möglicherweise etwas Druck ausübst. Handle jedoch mit Bedacht und sei dir bewusst, dass dies ein heikler Balanceakt ist. Bestimme klar deine Prioritäten, schätze deine Chancen realistisch ein und sei bereit, das Risiko einzugehen, ein weniger bevorzugtes Angebot zu verlieren, weil du es zu lange hinausgezögert hast. Es kann zudem hilfreich sein, bestimmte Fristen für einen Entscheid vom einen Unternehmen zugesichert zu bekommen und dem anderen Unternehmen eine entsprechend abgestimmte Frist anzubieten. Allerdings ist das aber nicht immer möglich.
Wie du siehst, auch wenn man sich in der vorteilhaften Lage befindet, bei mehreren Bewerbungsprozessen in der engeren Auswahl zu stehen, kann am Ende noch viel schiefgehen. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, taktisches Geschick und den richtigen Zeitpunkt für Entscheidungen und Kommunikation.
Jobangebot und Vertragsunterschrift: Optionen offenhalten aber fair sein
Als Bewerber ist es immer ratsam, einen Plan B zu haben und dir mehrere Optionen offenzuhalten. Es wird jedoch der Zeitpunkt kommen, an dem du dich festlegen und ein Jobangebot klar annehmen oder ablehnen musst. Eine Entscheidung für eine Stelle ist immer auch eine Entscheidung gegen eine andere, und diese Entscheidung lässt sich oft nicht leicht rückgängig machen.
Überlege es dir gut, nimm dir Zeit zum Nachdenken, sprich mit Personen deines Vertrauens und gehe deine Pro- und Kontraliste noch einmal durch, bevor du dich entscheidest. Solltest du dich entscheiden, sei fair und bleibe bei deiner Entscheidung, statt zu einem späteren Zeitpunkt abzusagen und ein anderes Angebot anzunehmen. Ein solches Verhalten gilt als unfair und kann langfristige Auswirkungen auf deine Karriere haben. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
Falls dir auch beim letzten Schritt noch abgesagt wird, ist das natürlich besonders frustrierend. Die im Artikel «Umgang mit Bewerbungsabsagen» enthaltenen Tipps könnten auch an dieser Stelle relevant sein.