In der heutigen Arbeitswelt ergänzen Online-Profile und -Präsenzen klassische Bewerbungsunterlagen wie Lebenslauf und Bewerbungsschreiben auf wertvolle Weise. Das Internet bietet Rekrutierenden zusätzliche Informationen über Bewerber, sei es durch Profile in sozialen Netzwerken wie LinkedIn, branchenspezifische Plattformen oder individuelle Webseiten. Gleichzeitig finden Bewerber auf diesen Plattformen wertvolle Einblicke in Unternehmen und deren Mitarbeiter.
Digitale Präsenzen erfüllen drei Kernfunktionen:
- das Teilen von Informationen über sich selbst.
- das Kommunizieren mit Leuten für Kontaktaufnahme und Netzwerken.
- das Finden von Informationen zu Unternehmen, Jobs und Leuten.
Teilen, Kommunizieren, Finden: Die drei Kernfunktionen von Online-Profilen im Bewerbungsprozess
Teilen: Expertise zeigen und sich positionieren
Während man in den frühen 2000er-Jahren primär das Auffinden peinlicher Informationen im Internet zum Privatleben verhindern wollte, ist heute für die meisten Bewerbenden das Teilen beruflicher Meilensteine auf Plattformen wie beispielsweise LinkedIn nicht nur üblich, sondern auch empfehlenswert.
Es geht darum, die eigene Expertise zu präsentieren und sich zu positionieren. Neben der Aufführung des beruflichen Werdegangs mit den entsprechenden Hauptaufgaben können auch erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen, Empfehlungen von Vorgesetzten, Informationen zu erfolgreich verrichteten Arbeiten oder Meilensteine wie dem Abschluss eines Projekts sein. Manche Leute teilen auch gerne selbst verfasste oder andere Artikel und Videos zu interessanten Themen in ihrem Fachgebiet.
All das kann deine Sichtbarkeit auf dem Arbeitsmarkt erhöhen, sich vorteilhaft auf deinen Bewerbungsprozess auswirken und in manchen Fällen auch zu direkten Jobangeboten führen.
Es ist allerdings wichtig, auf professionellen Plattformen sorgfältig zu selektieren, was man teilt, authentisch zu sein, sich professionell zu präsentieren und sich auf relevante Inhalte zu beschränken. Verzichte auf private Inhalte wie Ferienfotos oder politische Statements.
Speziell auf LinkedIn teilen inzwischen zahlreiche narzisstisch veranlagte Angeber jede belanglose Kleinigkeit und schmücken sie aus. In der Schweiz sollte man hierbei aber mit Fingerspitzengefühl vorgehen, da ein bescheidenes Auftreten bevorzugt und substanzloses Teilen von Informationen durchschaut wird. Zu viele, irrelevante und übertriebene Beiträge können sich in Bewerbungsprozessen nachteilig auswirken.
Kommunizieren: Kontakte knüpfen, pflegen und netzwerken
Die direkte Kontaktaufnahme über Plattformen wie LinkedIn hat sich als effektives Mittel etabliert, um mit Bekannten und Unbekannten auf professionelle Weise Kontakt aufzunehmen. Die Hemmschwelle ist tiefer als bei E-Mails. Trete bei der Stellensuche mit Führungskräften potenziell interessanter Arbeitgeber in Verbindung, um über unveröffentlichte Stellenangebote zu erfahren. Oft kann man sich auch direkt über LinkedIn beim Unternehmen bewerben.
Zudem bieten diese Sozialen Netzwerke hervorragende Möglichkeiten zum Netzwerken. Like und kommentiere gelegentlich interessante Beiträge von Leuten aus deinem Netzwerk und pflege so unbeschwert den Kontakt.
Finden: Informationen über andere entdecken und nutzen
Auf Plattformen wie LinkedIn lassen sich umfangreiche Informationen finden. Nicht nur Unternehmen, die ihre offenen Stellen ausschreiben, sondern auch Mitarbeitende, die Einblicke in ihren beruflichen Werdegang und aktuelle Projekte geben, sind hier aktiv. Dies ermöglicht es Bewerbern, sich ein Bild davon zu machen, wer in bestimmten Unternehmen arbeitet, und welche Teamstrukturen herrschen.
Auch der Werdegang dieser Leute und potenzielle Überschneidungen mit dem eigenen Profil können so herausgefunden werden. Solche Informationen können hilfreich sein, um Bewerbungsschreiben zu personalisieren oder Fragen für Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Zudem bietet es die Möglichkeit, Entscheidungsträger direkt zu kontaktieren.
Die richtige Plattform nach Beruf und Branche
Es gibt zahlreiche Optionen und je nach Beruf und Branche sind unterschiedliche Plattformen und Online-Formate relevant. Hier die paar Wichtigsten.
Für alle Berufsfelder: LinkedIn
LinkedIn gilt branchenübergreifend als die zentrale Plattform für professionelle Netzwerke. Mit seiner globalen Reichweite und der Vielfalt an Branchen, die es abdeckt, bietet LinkedIn die Möglichkeit, sich mit Fachleuten aus der ganzen Welt zu vernetzen, eigene berufliche Erfolge zu teilen und nach neuen Karrierechancen Ausschau zu halten.
Für Softwareentwickler: GitHub
GitHub ist mehr als nur eine Plattform für Code-Hosting; es ist ein Schaufenster für die eigenen Programmierfähigkeiten. Entwickler können hier ihre Projekte präsentieren, mit anderen zusammenarbeiten und ihre Expertise durch aktive Beteiligung an Open-Source-Projekten demonstrieren. Ein gut gepflegtes GitHub-Profil kann als ein starkes Argument in Bewerbungsgesprächen dienen und zeigt praktische Erfahrungen und technische Fähigkeiten.
Für Journalisten, Blogger oder Influencer: X, Medium oder grössere Soziale Netzwerke
Plattformen wie X (vormals Twitter), Medium und traditionelle Soziale Netzwerke wie Instagram oder Tiktok sind unverzichtbar, um Inhalte zu verbreiten und Diskussionen anzuregen. Sie ermöglichen es, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, Trends zu setzen und sich als Meinungsführer in einem bestimmten Bereich zu etablieren. Die Wahl der Plattform sollte dabei auf die Art der Inhalte, die Zielgruppe und die gewünschte Interaktionsform abgestimmt sein.
Für Designer und Kreative: Eigene Website mit Portfolio
Eine persönliche Webseite mit einem professionell gestalteten Portfolio ist für Kreative aller Art ein Muss. Plattformen wie Wix, Squarespace oder Carrd bieten einfache und günstige Möglichkeiten, kreative Arbeiten ansprechend zu präsentieren und potenziellen Auftraggebern oder Arbeitgebern einen umfassenden Eindruck der eigenen Arbeiten zu vermitteln und sich zu positionieren.
6 Tipps, wie du dich professionell online präsentierst
Hier sind einige grundlegende Richtlinien, um die eigene Präsenz im Internet optimal zu gestalten.
Tipp 1: Trete professionell auf – Foto und Sprache angemessen wählen
Die Wahl eines professionellen Fotos, das auch im Lebenslauf verwendet wird, ist entscheidend. Es dient als dein digitales Aushängeschild und sollte dementsprechend sorgfältig ausgewählt werden. Dein Online-Auftritt, insbesondere die Art und Weise, wie du kommunizierst, sollte stets Professionalität widerspiegeln.
Tipp 2: Versetze dich in das Zielpublikum hinein
Stelle dir vor, jemand, der dich nicht kennt, stösst online auf Informationen über dich. Überlege, welche Aspekte deiner beruflichen Laufbahn und Persönlichkeit du hervorheben möchtest. Ein prägnanter Profil-Slogan, der deine einzigartigen Stärken und deine berufliche Ausrichtung in 2-3 stichwortartigen Sätzen zusammenfasst, kann hierbei besonders wirkungsvoll sein.
Tipp 3: Halte die Inhalte aktuell und konsistent
Um potenzielle Verwirrung und Missverständnisse zu vermeiden, ist es wichtig, dass alle Informationen über dich im Internet aktuell und konsistent sind. Vergewissere dich, dass dein beruflicher Werdegang und deine Fähigkeiten überall, wo du online präsent bist, gleich dargestellt werden. Regelmässige Updates deiner Profile sind ebenso essenziell, um deine Entwicklung und aktuelle Projekte widerzuspiegeln.
Tipp 4: Trenne Berufliches von Privatem
Eine klare Trennlinie zwischen beruflichen und privaten Inhalten zu ziehen, ist unabdingbar. Überlege genau, welche Informationen auf welchen Plattformen du teilen möchtest. Das Auffinden privater Informationen über dich ist zwar unproblematisch, sollte aber nicht mit professionellen Informationen vermischt werden.
Priorisiere grundsätzlich Inhalte, die deine berufliche Positionierung stärken und vermeide es, zu viele private Angelegenheiten oder kontroverse Meinungen öffentlich zu machen. Überprüfe auch regelmässig Datenschutzeinstellungen auf verschiedenen Plattformen, um zu kontrollieren, welche Informationen öffentlich sichtbar sind und wer Zugriff darauf hat.
Tipp 5: Weise im Lebenslauf auf deine Online-Präsenz hin
Es ist empfehlenswert, in deinem Lebenslauf auf deine professionellen Online-Profile hinzuweisen. Dies ermöglicht es potenziellen Arbeitgebern oder Geschäftspartnern, sich ein umfassenderes Bild von dir und deinen Fähigkeiten zu machen. Integriere klickbare Links zu deinen professionellen Online-Profilen (z.B. LinkedIn) direkt im PDF-Dokument deines Lebenslaufs, um es Rekrutierern so einfach wie möglich zu machen.
Tipp 6: Gestalte deine Online-Präsenz mehrsprachig
Viele Berufe und Branchen sind international und entsprechend mehrsprachig. Um ein breiteres Publikum anzusprechen, ist es ratsam, den Online-Auftritt mehrsprachig zu gestalten oder zumindest sicherzustellen, dass wichtige Inhalte auf Englisch verfügbar sind. Dies erhöht die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit deiner Profile.